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Einiges an Zeit hat Küster Michael Löhr investiert, um die Stadtpfarrkirche für das Rorate-Amt am Samstagmorgen ins rechte Licht zu rücken.  Zahlreiche Kerzen brannten, die Kerzen der historischen Zunftleuchter waren entzündet und die Gläubigen hatten ebenfalls Kerzen mitgebracht.

Im Kerzenschein erstrahlte der Volks- und der Hochaltar. Gerade hier kamen vor allem die goldglänzenden Engel des Münchner Künstlers Thomas Buscher zur Geltung. Kerzen standen ebenso an der Kanzel und sogar am Taufstein aus dem 17. Jahrhundert. Für Pfarrer Joe Kuvilla war es das erste Rorate-Amt in seiner neuen Gemeinde. Letztmals konnte 2019 eine Rorate in der Stadtpfarrkirche stattfinden, dann kam die Corona-Pandemie. Die sorgte in diesem Jahr aber auch dafür, dass in den Kirchenbänken der entsprechende Abstand eingehalten wurde. Außerdem wurden Mund- und Nasenschutzmasken getragen.

Der gute Besuch zeigte, dass in Bad Königshofen die Rorate-Ämter heute noch beliebt sind, auch wenn man dazu bereits um 6.30 Uhr in der Kirche sein musste. In diesen Messen ist der Vers "Rorate caeli desuper", das heißt: "Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor." In früheren Jahren wurde dieser Text in Bad Königshofen unter dem Adventskranz gesungen und dann die jeweilige Kerze angezündet. Damals hing der große Adventskranz noch im Mittelgang. Am Samstag sangen die Gläubigen dieses Lied zu Beginn der morgendlichen Messfeier.

Der Rorate-Ruf symbolisiert die sehnsüchtige Erwartung des Volkes Gottes, das die Ankunft des Herrn in Herrlichkeit erwartet. Die Rorate-Messe war bis zur liturgischen Erneuerung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine Votivmesse zu Ehren Mariens, die ursprünglich nur an den Samstagen der Adventszeit, mancherorts aber auch täglich gefeiert wurde. Wegen des dabei vorgetragenen Evangeliums von der Verkündigung des Herrn durch den Engel Gabriel bezeichnete man sie auch als Engelämter.

Aus dem 15. und 18. Jahrhundert stammen bekannte Adventslieder wie "O Heiland reiß die Himmel auf" oder "Tauet Himmel den Gerechten". Selbst das Christus-Oratorium von Franz Liszt beginnt mit der gregorianischen Melodie des Rorate-Eingangsgebetes. Seit wann es diese Rorate-Ämter gibt, ist nicht bekannt. In Bayern jedenfalls sind sie seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar. Der Volksglaube schrieb den Rorate-Messen besondere Wirksamkeit zu für die Familie, die Lebenden, die Toten, aber auch für das Vieh sowie für Haus und Hof. Im Mittelalter wurden die Gottesdienste durch szenische Darstellungen erweitert. Der Grund dafür war, dass damals die meisten Menschen nicht lesen konnten.

Autor: Hanns Friedrich

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