logo pg Grabfeldbrücke

In einem einfachen Rundtürmchen an der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen befindet sich eine Doppelwendeltreppe. Sie ist deutschlandweit einzigartitg.

 Manch einer musste beim Titelbild des Jahreskalenders 2023, den das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zum 50-Jährigen Bestehen herausbrachte, genauer hinsehen. Denn auf den ersten Blick war nicht zu erkennen, dass es sich dabei um eine besondere Steintreppe handelt. Die findet man in der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen. „Treppen 2023“ ist der Kalender betitelte und so sind dort insgesamt zwölf Treppen unter anderem vom Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth, dem Kurhaus Bad Kissingen, dem Karmeliten Kloster in Straubing oder vom Wildbad Rothenburg ob der Tauber abgebildet.

Was aber macht die Doppelwendeltreppe in der Stadtpfarrkirche zu einer Besonderheit als Titelbild des Jubiläumskalenders? Das erfährt man in der Information auf der Innenseite. Dort wird auf ein unscheinbares Türmchen direkt neben dem Haupteingang verwiesen, das an das Gotteshaus angebaut ist. Den Bauunterlagen zufolge wurde es im Jahr 1513, also vor genau 510 Jahren gebaut. In seinem Innern befindet sich eine Doppelwendeltreppe, die zur Orgelempore führt. Die Besonderheit dabei: Es handelt sich um zwei gewundene Steintreppen, wobei die Treppenspindeln ineinandergreifen. Diese architektonische Leistung wird dem Baumeister Nikolaus von Schaffhausen zugesprochen.

„Zwei Treppenläufe sind schraubartig um ein offenes Treppenauge gewunden,“ heißt es in der Erläuterung des Landesamtes für Denkmalpflege. Das heißt, dass die Treppe von beiden Seiten begehbar ist, man sich zwar sehen kann, aber getrennt nach oben oder unten geht. Erst am oberen Ende treffen sich die Stufen an einem schmalen Absatz. Die erste derartige Wendeltreppe entstand in Deutschland im Jahr 1471 und zwar in der Albrechtsburg in Meißen. Fünf Jahre vor dem Bau der Doppelwendeltreppe in der Stadtpfarrkirche von Bad Königshofen, im Jahr 1508, wurde, vielleicht auf Grundlage einer Planung von Leonardo da Vinci, die berühmte Doppelwendeltreppe von Schloss Chambord an der Loire erbaut, schreibt Christian Dümler in seiner Erläuterung. Von daher ist die Doppelwendeltreppe in der Stadtpfarrkirche eine Besonderheit in Deutschland.

In den Kunstdenkmälern des Königreich Bayern, Bezirksamt Königshofen, finden sich weiterhin auch Zeichnungen. Dort heißt es: Die Wendeltreppe besitzt zwei ineinander gebaute Spindeln, die es ermöglichen gleichzeitig innerhalb und außerhalb der Kirche auf die Empore zu gelangen. Dort, wo sich beiden Treppenläufe treffen ist eine Maßwerkbrüstung mit zu einer Rose gruppierten Fischblasen zu sehen. Diese wiederum findet man sowohl an der Empore, als auch an der spätgotischen Kanzel. Die Kirche selbst wird, was Originalität und Lebendigkeit der Komposition der Gewölbedekoration betrifft, als einzigartig in ganz Franken bezeichnet. Die Stadtpfarrkirche Bad Königshofen wurde in der Zeit von 1442 bis 1502 gebaut und ist eine spätgotische Hallenkirche. Die Doppelwendeltreppe ist bei Kirchenführungen zu sehen. So beim „Tag des offenen Denkmals“ am 10. September 2023.

Autor: Hanns Friedrich

­