Der Hochaltar der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen bietet eine Besonderheit. Einen Apostel mit Brille
Ein Apostel bei der Sendung des Heiligen Geistes mit einer Brille auf der Nase – kann das historisch sein? Diese Frage stellen sich Betrachter am Hochaltar der Stadtpfarrkirche in Bad Königshofen immer wieder. Am Hochaltar hat der erste Apostel eine Brille auf der Nase. Forschungen belegen, dass schon Archimedes (212 vor Christus) einen am Kopf befestigten Kristall zur Sehkorrektur getragen habe. Später gab es in den Klosterbibliotheken sogenannte Lesesteine. Allerdings folgte erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Leseglas und Brille. Eine Brille zu Zeiten Jesu ist ganz unmöglich.
Allerdings gibt es noch ein Brillen-Beispiel, und zwar den sogenannten „Brillenapostel“ in der Stadtkirche von Bad Wildungen, der 1403 von Conrad von Soest gemalt wurde. Dies soll die früheste Darstellung einer Brille nördlich der Alpen sein.
Auch am Hochaltar der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen ist ein Apostel mit Brille dargestellt. Dessen Geschichte ist aber eine ganz andere. Und die hat vor einigen Jahren die Urgroßnichte des Münchner Künstlers Thomas Buscher, Charlotte Baumann-Hendriks, erzählt: „Der Apostel hat die Züge wie mein Urgroßvater Thomas Buscher!“ Dessen Freund, August Weckbecker, habe nach dem Tod Buschers, ihn als einen der Apostel dargestellt. Ein Schwarz-Weiß-Bild, das Baumann-Hendrik dabei hat, bestätigt dies.
Thomas Buscher hatte den Hochaltar 1935 auf Anweisung des damaligen Stadtpfarrers Adam Pfeuffer in der Stadtpfarrkirche entworfen, konnte ihn aber nicht fertig stellen. Beim Schnitzen der Figur "Gottvater" nahm ihm der Tod das Schnitzmesser aus der Hand. Sein Freund Professor August Weckbecher vervollständigte den Altar nach den Vorgaben von Thomas Buscher und setzte ihn an die Spitze der Apostel beim Pfingstwunder, dargestellt auf dem rechten Altarflügel des Hochaltars.
Autor: Hanns Friedrich