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Vor 425 Jahren wurde die Kirche von Breitensee dem heiligen Erzengel Michael geweiht. Grund genug im Festgottesdienst daran zu erinnern.

Als Hoffnungsträger über die Jahrhunderte hinweg und als die Seele einer Gemeinde hat Pater José die Kirche bezeichnet. Dies in Breitensee im Hinblick auf das 425-Jährige Jubiläum des Gotteshauses. In seiner Predigt erinnerte der Geistliche an Taufen, Hochzeiten, Jubiläen, Feste und auch Totenmessen, die in diesem Gotteshaus gefeiert wurden. Dank gelte den Menschen, die die Kirche erbaut und in den vergangenen Jahrhunderten erhalten und gepflegt haben. Bis in die heutigen Tage. Mit einem feierlichen Einzug und festlichem Orgelspiel zog der Geistliche mit dem Altardienst in das geschmückte Gotteshaus ein. Die historische Statue des Heiligen Michael, dem Patron der Breitenseer Kirche war ebenso zu sehen, wie das Bild des Erzengels Michael, das aus der Hauskapelle des einstigen Kilianeums in Bad Königshofen stammt und hier einen würdigen Platz gefunden hat.

Zur Geschichte des Gotteshauses: Noch vor der Vollendung des Schlosses von Breitensee wurde 1595 der Kirchen Um- und Neubau begonnen und drei Jahre später fertig gestellt. Der von der alten Kirche beibehaltene breite Turmunterbau mit dem Milzer Wappen ist sicher aus frühgotischer Zeit, vielleicht schon um 1300, schreibt Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert in seiner "Chronik von Herbstadt, Ottelmannshausen und Breitensee". Auch der gotische Chor scheint noch von der alten Kirche zu stammen. Somit wurde wohl lediglich das Langhaus mit Dach- und Turmaufbau neu gebaut. Der neue Turm erhielt die für einen Juliusturm ungewöhnlich stattliche Höhe von über 80 Meter. Der Turm hatte damals zwei Glocken, eine dritte kam 1626 dazu.

Valentin Echter ließ im Altarraum geschnitzte Chorstühle für sich und seine Familienangehörigen sowie die hohe Geistlichkeit einbauen. Sein fürstbischöflicher Bruder, Julius Echter, ließ für die Fenster im Chorraum Glasbilder einbauen. Sie zeigen den Kampf des Heiligen Michael mit den gefallenen Engeln und Maria unter dem Kreuz. Ein Nürnberger Meister hat sie gefertigt. Besonderheiten der Breitenseer Kirche sind sicher die gemalten Apostelbilder an den Seitenwänden, ebenso das Deckengemälde von der Krönung Mariens im Himmel.

Valentin Echter sah die Kirche von Breitensee als weithin sichtbares Zeichen in der Gegenreformation, vor allem gegenüber dem benachbarten Thüringen. Die Kirche ist dem Heiligen Michael geweiht. Von der Fertigstellung der Kirche im Jahr 1598 gibt es heute noch einen schlichten, datierten Stein in der südlichen Außenmauer. Außerdem erkannt man Tierköpfe und Pflanzenranken. Über dem Chorbogen: Ein grimmiger Löwenkopf. Darunter steht als Datum der Fertigstellung die Zahl 1600. Die Kirche hatte einst eine Kassettendecke. Ob eine Gemälde in diese Holzdecke eingelassen war, ist bis heute nicht mehr nachvollziehbar. Eine weitere Besonderheit der Breitenseer Kirche ist das Sakramentshaus. Sockel und Schaft mit einer Blattmaske, darin ein zentrales Medaillon mit einem plastisch modellierten Männerkopf. Zu sehen ist unter anderem die Darstellung des Schweißtuchs der Veronika mit dem Gesicht Christi. Es überwiegen die Farben Rot und Gold.

Ein Blickpunkt in der Breitenseer Kirche ist der Hochaltar. Er zeigt die Passion Christi und wird in der Fastenzeit geschlossen. Die gemalten Tafeln zeigen links oben Christus am Ölberg, rechts oben die sicher sehr seltene Darstellung "Christus fällt vor dem Hohenpriester", links unten ist die Kreuzabnahme und rechts die Auferstehung zu sehen. Dr. Annette Faber ordnete die Gemälde in die Zeit um 1600 ein. Der Mittelschrein zeigt heute figurenreich den Fall Christi unter dem Kreuz. Hinzu kommen verschiedene kleinere Szenen des Gemarterten. Im oberen Bild des Altars ist die Himmelfahrt Christi zu erkennen. Datiert ist der Altar mit der Jahreszahl 1597. Im neuen Volksaltar befinden sich die Reliquien von Liborius Wagner, Fidelis von Sigmaringen und Imma, einer thüringischen Herzogstochter.

Auf einem der beiden Seitenaltäre ist die Figur des Heiligen Michael zu sehen auf dem anderen eine barocke Muttergottes. Der Marienaltar zeigt in der Predella den Tod Mariens, darüber stehe eine kleine Skulptur des Jesuskindes. Der zweite Seitenaltar ist dem Heiligen Michael geweiht und zeigt den Erzengel Michael mit Flammenschwert und Schild, umgeben von weiteren Engeln. Das Medaillon der Predella zeigt den Erzengel Raphael, als er sich dem geheilten alten Tobias zu erkennen gibt.

Im Netzgewölbe über dem Altarraum sind als Schlussstein zwei Wappen eingefügt und zwar die von Valentin Echter. Drei Ringe symbolisieren die drei Echtersöhne. Historisch ist das Orgelgehäuse, ohne Prospektpfeifen, das in sieben Felder aufgeteilt ist. Es dürfte das älteste Orgelprospekt Unterfrankens sein und gehört in die Erbauerzeit der Kirche 1598. Zu lesen ist am Gesims: "Ehre sey Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen." Besonderheiten sind die Schnitzereien mit einem Vogelkopf.

Im Turm der Breitenseer Kirche gibt es drei Glocken: Die erste wurde 1625 gegossen und zei8gt ein Blumenfries, am Mantel der Glocke Reliefs der Kreuzigung, sowie Heilige und Wappenkartuschen. Die Glocke ist ohne Umschrift. Die zweite Glocke wurde 1515 gegossen und hier ist in gotischer Schrift zu lesen: Ave maria gracia plena dominus. Die dritte Glocke, im 15. Jahrhundert gegossen zeigt lediglich Zinnen und Maßwerkfriese und hat keine Umschrift. In Breitensee läuten heute aber vier Glocken, denn im Jahr 2000 wurde eine weitere Glocke aus Anlaß "400 Jahre Kirchweihe" in den Turm gebracht. Dafür wurde die kleinste Glocke von 1515 stillgelegt.

Autor: Hanns Friedrich

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