Die Rhön zeigte sich am Festtag „Kreuzerhöhung“ am Samstag am Kloster Kreuzberg von ihrer rauen Seite. Trotzdem zog die traditionelle Prozession bei Temperaturen um sieben Grad und eiskaltem Wind um die Klosterkirche zum Freialtar. Hier spendet Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg von der Erzdiözese München-Freising den eucharistischen Segen. Er ist der Ordensprior des Ritterordens. Zuvor hatte er einen Pontifikalgottesdienst in der Klosterkirche gefeiert. Mit dabei zahlreiche Mitglieder des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem aus ganz Bayern. Dazu gehört auch Bayerns Innenminister Joachim Hermann und Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann, sowie zahlreiche weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
Aus Würzburg stand mit dem Münchner Weihbischof der Generalvikar der Diözese Würzburg Jürgen Vorndran ebenso am Altar wie weitere Priester aus dem Dekanat Rhön-Grabfeld. In seinen Eingangsworten erwähnte der Weihbischof die aktuelle Lage in Israel und sprach von der Sehnsucht der Menschen nach Frieden. „Wenn Christus schon auferstanden ist, dann sollte es doch auch Frieden im Heiligen Land möglich sein,“ fügte er an. In seiner Predigt erinnerte er an das Schriftstück eines Münchner Kaplans. Dieser notierte 1944: „Welch ein schöner Tag „Kreuzerhöhung,“ und er fügte an. „Bin eben zum Tod verurteilt.“ Das sei ein ungewöhnliches Glaubensbekenntnis, sagte der Weihbischof. Da stelle sich schon die Frage, wer heute Mut zu diesem Glaubenszeugnis habe und zu sagen: Das ist ein schöner Tag für Christus sterben zu können.
Das Kreuz nannte er Hoffnungszeichen, aber auch eine Provokation. Für Christen sei es Zeichen der Erlösung. „Es gehört zum Christsein, für das Kreuz einzustehen, auch gegen Widerstand.“ Angesprochen hat der Weihbischof die Lesung und das Evangelium des Tages, die sich auf eine Geschichte aus dem Alten Testament beziehen. Danach wendete sich das Volk Israel von Gott ab, der daraufhin eine Schlangenplage schickte. Da habe Gott Moses ein Schlange aus Metal fertigen lassen und gesagt, wer diese Schlange anschaut wird gerettet. Damit stelle sich Gott jedoch nicht als der Liebende, sondern als der Strafende dar. Das sei heute ungewöhnlich. Papst Benedikt habe dieses Strafmaß Gottes so gedeutet: Gott lasse den Menschen ihren Willen, damit das Zerstörerische zum Vorschein kommt. Dies in der Hoffnung, dass die Menschen vielleicht umkehren. „Gift des Zerstörerischen stecke in den Menschen und komme zum Vorschein, wenn man sich von Gott abwendet.
Schon bei Adam und Eva gab es die Schlange und die Versuchung wie Gott zu sein. Diese Versuchung gebe es auch heute, wenn sich ein Volk gegen das andere erhebt. Beispiel seien die russische und die ukrainische Kirche, die zum politischen Spielball werden. Auch im Heiligen Land werde Religion von verschiedenen Seiten missbraucht. Zur aktuellen Situation der Kirche stellte der Weihbischof die Frage, wo der „Zeitgeist Gott“ ist und welche Zeichen Gott den Menschen sendet. Man sollte zum Gekreuzigten aufschauen, denn von dort komme die Antwort für den Weg in die Zukunft. Zwar sei das Kreuz Zeichen des Todes, aber aus dem christlichen Glauben heraus wisse man, dass Jesus nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden ist. „Diese Botschaft braucht unsere Zeit dringender denn je.“ Viele Menschen hätten nicht nur Gott vergessen, sondern vergessen, dass sie ihn vergessen haben. Aufgabe der Christen sei es deshalb immer wieder den Blick auf das Kreuz zu werfen und sich dann zu sagen: So ein schöner Tag: Kreuzerhöhung.“
Autor: Hanns Friedrich