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Ehemaligen Fränkische Weinkönigin Melanie Dietrich kommt – Diakon Rudi Reuter ist ein geschichtsinteressierter Mann und so fiel ihm auch die steinerne Tafel an der Gartenseite am Herbstädter Pfarrhaus auf. Dort kann man in Stein gehauen lesen: "Den Bischoff Julij Regiment viel neue Kirchen sein vollent und vil der alten renoviert durch Ja auch dise Pfarr dotiert. Dazu die Kirch, Schul und Pfarrhaus it Neugebaut vom grundheraus seij dankbar und gehe dahinein Bitt Gott für den Wolthäter dein. Darunter steht die Jahreszahl 1613. Am Kopf der Steintafel ist das Echterwappen zu sehen. Damit ist klar festgelegt, daß das Pfarrhaus vor 400 Jahren gebaut wurde. Grund genug für Diakon Rudi Reuter nicht nur darauf zu verweisen, sondern auch ein kleines Fest, natürlich im Pfarrhof zu feiern. Prominentester Gast wird die ehemalige Fränkische Weinkönigin Melanie Dietrich sein.

Dazu findet am Samstag, 13. Juli zunächst um 18 Uhr eine Abendandacht an der Mariensäule am Lindenhügel mit einem Umgang statt. Danach ist ein Weinabend im Pfarrhof angesetzt. Als besonderen Gast ist es Diakon Rudi Reuter gelungen die ehemalige  Fränkische Weinkönigin Melanie Dietrich aus Fahr zu gewinnen. Diakon Rudi Reuter, der vor seiner Stelle in Bad Königshofen in der Pfarreiengemeinschaft Escherndorf war, hat Melanie Dietrich als Oberministrantin  kennen gelernt und nun diesen Kontakt genutzt, um sie für Herbstadt zu gewinnen. Sie wird an diesem Abend eine Weinprobe durchführen. Dazu sind allerdings Anmeldungen notwendig und zwar im Pfarrhaus Herbstadt (09761-1588) oder direkt bei Diakon Rudi Reuter (09761-395873).

Doch zurück zum Pfarrhaus. Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert hat dazu herausgefunden. daß über die Pfarrgebäulichkeiten in Herbstadt aus früheren Zeiten nicht viel bekannt ist. Im Bauernkrieg 1525 brannte der alte Pfarrhof ab. Er wurde wieder aufgebaut und im Markgräflichen Krieg 1554 erneut verwüstet. 1578 heißt es von ihm: „Eine unbebaute und öd liegende Hofreit auf dem Kirchberg gelegen hat keine Anstößer dem neuen Kirchhof gleich gegen dem Bibraischen Wirtshaus über!“ Am 13. September 1607 wurde die Gemeinde aufgefordert, anzugeben, ob ein Pfarrhaus vorhanden sei, da sie einen eigenen Pfarrer begehre. Sie antworteten, dass sie in Aub ein Haus nebst Scheuer für 300 Gulden kaufen wollen und dies nach Herbstadt umzusetzen und als Pfarrhaus aufzubauen. Die Pläne zerschlugen sich jedoch.

1613 wurde dann unter Fürstbischof Julius Echter ein neues Pfarrhaus errichtet. Es liegt ca. 50 m von der Kirche entfernt. Über dem Eingangsportal befindet sich das Wappen des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn; an der Südseite des Hauses außen eine Inschriftentafel aus Sandstein mit Echterwappen und der Jahreszahl 1613. Das neue Pfarrhaus kostete 541 Gulden, doch war 1615 das obere Stockwerk noch nicht ausgebaut. Im selben Jahr wollte die Gemeinde eine Pfarrscheuer bauen und bat um sechs Eichenstämme aus dem Breitenberg, was am 16. Mai 1615 bewilligt wurde. 1618 war aber die Scheune noch nicht gebaut. Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert fand auch heraus, daß im Jahr 1613 die Pfarrei Herbstadt Filiale von Eyershausen war.

In Unterlagen ist weiterhin nach zu lesen, daß zu dieser Zeit an der Kirche kein sonderlicher neuer Hauptbau ausgeführt wurde, außer, dass man 1609 eine neue Empore einbaute (Kosten 18 fl). 1580 wurde eine neue Kirchturmspitze auf den Turm gesetzt (wir berichteten). Der bauliche Zustand des Gotteshauses wurde damals als gut bezeichnet. Das Schulhaus wurde 1598 (Kosten 273 fl) ebenso neu gebaut, wie das Wirtshaus 1585 (512 fl), das Backhaus 1565 (140 fl) und die Gemeindeschmiede (160 fl). Das Buttenhaus wurde 1610 errichtet und, so ist niedergelegt "wäre ... nichts, denn eine bloße Vierung". Bereits 1567 waren das Ober- und das Mitteltor erstellt worden. Das obere Tor kostete 210 fl, das Mitteltor 90 fl. Was aber das Untere Tor kostete und wann es gebaut wurde, ist bis heute in  Herbstadt nicht bekannt.

Interessant übrigens: In Herbstadt wurde einst Wein angebaut. Das kann man in der Herbstädter Chronik nachlesen. Aus dem Jahr 1359 ist überliefert, daß ein Ludwig von Herbstadt "die Weingärten zu Herbstadt für 250 Pfund Heller Landwährung zu lösen geben." 1439 werden Weinbergsgüter in Herbstadt genannt und um 1600 noch besonders gute Lagen "in der Sulzl am großen Berg am Stein." 1608 gab es rund 80 zehntfreie Weingärten in Herbstadt. In der "Reichertschen Familienchronik" kann man nachlesen, daß 1676 ein gutes Weinjahr war. "Hat der Eimer gegolten vier Gulden. Im 18. Jahrhundert ist der Weinbau dann im Grabfeld wegen Klimaverschlechterung eingestellt worden. Reinhold Albert: "Im Herbstädter Gemeindearchiv finden sich übrigens für den Zeitraum 1606 bis 1725 Herbstädter Weinrechnungen."   Text: Hanns Friedrich

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